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INTERVIEW MIT FRANK REHFELD von Carsten Kuhr

 

Frank Rehfeld hat sich insbesondere durch seine grösstenteils unter wechselnden Pseudonymen (Frank Thys, Frank Garrett, Jessica Atkins) erschienen Veröffentlichungen im Heftbereich hervorgetan. Als Mitinitiator der ABENTEURER verdiente er sich Meriten, zusammen mit Wolfgang Hohlbein schrieb er diverse Garth & Torian sowie Stargate Titel. Neben seiner Mitarbeit an den Heftserien Silber Grusel Krimi, Mitternachts-Roman, Melissa, Trucker-King, Der Hexer, Star-Gate, Dino-Land etc. hat er sich auch auf die Gefilde des Heimat-Romans begeben. Besonders am Herzen lag und liegt ihm sein kürzlich bei Bastei neu aufgelegter und erweiterter ARCANA Zyklus. In letzter Zeit hat er sich mit TV-Romanen zur SK- Babies, Hercules, Knight Rider und ganz aktuell zu Stargate und Andromeda eine goldene Nase verdient, hmmm??

CK: Hallo Frank. Nachdem es von Dir bislang leider noch keine Website gibt, möchte ich Dich bitten, Dich unseren Lesern kurz vorzustellen.

FR: Hmm, grummel, hast Du das mit der Vorstellung gerade nicht schon gemacht? Aber gut, noch ein paar Ergänzungen. Geboren wurde ich angeblich am 14. November 1962, aber das kann unmöglich stimmen, denn dann würde ich ja dieses Jahr 40. Absolut unmöglich, ist doch gerade erst ein paar Jahre her, dass ich mit meinem ersten Mofa durch die Straßen gebrettert bin und mich bei Hausarrest heimlich abends aus der Bude geschlichen habe. Wen interessieren schon Fakten, wenn das subjektive Empfinden etwas ganz anderes sagt?

Na ja, geboren jedenfalls im niederrheinischen Viersen, wo ich auch immer noch lebe. Vor dem Heiraten und Gründen einer Familie konnte ich mich bislang stets erfolgreich drücken. Außerdem - wovon hätte ich sie ernähren können, wenn sämtliche Honorare zur Vergoldung meiner Nase draufgehen? Einen ursprünglichen Beruf gibt es nicht, denn schon während der Schulzeit wollte ich unbedingt Schriftsteller werden. Kurz vor dem Abi habe ich meinen ersten Silber Grusel-Krimi veröffentlicht, und während des Zivildienstes konnte ich weitere Heftromane auch für andere Serien verkaufen. Deshalb habe ich mich entschlossen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und zu versuchen, davon zu leben. War natürlich ziemlich riskant, da ich keine Ausbildung und keine andere Berufserfahrung habe, wenn es mit dem Schreiben mal gar nicht mehr hinhauen sollte, aber bislang hat es mit diversen Höhen und Tiefen zum Glück einigermaßen geklappt.

GK: Die übliche Frage nach Deinen literarischen Vorbildern darf natürlich auch nicht fehlen? Was liest Du selbst gerne, welcher Autor hat Dich beeinflusst, und warum?

FR: Puh, da gibt es ziemlich viele, weil ich auch heute noch eigentlich querbeet alles lese, was mir in die Finger fällt. Einen sehr wichtigen Einfluss hatte sicherlich Wolfgang Hohlbein, den ich kurz nach Verkauf meines ersten Romans kennen lernte, und mit dem ich nach wie vor befreundet bin. An ihm als Autor schätze ich vor allem, dass er ein sehr fesselnder Erzähler ist. Andere Einflüsse waren Stephen King, von dem ich besonders seine liebevollen Personencharakterisierungen mag, und Clive Barker oder auch Harlan Ellison, deren Subversivität und bizarrer Ideenreichtum mich immer wieder beeindrucken. Aber das sind nur einige besonders bekannte Namen.

CK: Was brachte Dich auf die Idee, den schnöden Mammon zu vergessen, und den Beruf des freien Schriftstellers zu erwählen?

FR: Wie gesagt, ich habe schon als Schüler mit dem Schreiben von Romanen angefangen. Leider kamen in den ersten vier Jahren die Manuskripte in unschöner Regelmäßigkeit von den Verlagen zurück, aber schließlich hat es dann doch geklappt. Die Erkenntnis, dass es nicht reicht, ein paar Romane zu veröffentlichen, um mit Ruhm und Reichtum, Villen, Yachten und Groupies überhäuft zu werden, kam erst später (grins). Wahrscheinlich hätte ich in einem anderen Job deutlich mehr verdienen können, aber ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, als eigene Welten zu erschaffen und sie mit selbst erfundenen Personen zu bevölkern, die dann die Abenteuer erleben, die uns in unserem eintönigen Leben fehlen. Ich schreibe sozusagen meine Träume auf und bekomme dafür (meist) noch soviel Geld, dass ich davon leben kann. Das ist mir trotz aller Unsicherheit eigentlich wichtiger als eine Karriere in einem öden Bürojob, obwohl bei mir wie wohl bei jedem Schriftsteller im Hinterkopf die vage Hoffnung herumspukt, irgendwann mal einen Bestseller zu landen.

CK: Wie kam es zu dem ersten Kontakt mit der Profi-Schriftstellerszene, wo kamst Du anfanglich als neuer, unbekannter Autor unter? War es schwer Fuss zu fassen?

FR: Als ich anfing, hatte ich überhaupt keine entsprechenden Kontakte, nur die Adressen einiger Verlage aus dem Impressum ihrer Hefte. Ich schrieb und schrieb, nervte damit wahrscheinlich einige Lektoren ganz fürchterlich, verkaufte aber schließlich einen Roman an den damaligen Zauberkreis-Verlag. Er kam, nachdem ich ihn noch zweimal umschreiben musste, als Silber Grusel- Krimi heraus.

CK: Wie ging es dann weiter?

FR: Auf diversen Cons lernte ich anschließend andere Autoren kennen, wobei eben vor allem Wolfgang Hohlbein es mir ermöglichte, auch bei anderen Verlagen wie z.B. Goldmann einen Fuß in die Tür zu bekommen. Nach dem Ende des Hexers, an dem ich mitgearbeitet hatte, bot er mir nämlich an, mit ihm zusammen die Fortsetzung von "Garth &. Torian" zu verfassen. Aus den daraus entstandenen Kontakten zu Goldmann ergaben sich zum Beispiel die ursprünglichen beiden Arcana- Bände und auch die Tie-Inns zu Knight Rider. Tja, und so entwickelte sich alles immer weiter .

CK: Wie und wann (ich habe etwas von einem Nachtmenschen läuten hören) schreibst Du? Machst Du dir für dich selbst ein Expose Deines aktuellen Romans, oder setzt Du Dich vor die Tastatur und die Worte beginnen zu sprudeln?

FR: Nachtmensch, Tagesmensch -sagen wir mal so, in erster Linie bin ich Chaot, das kann alle paar Tage wechseln. Aber hauptsächlich bin ich nachts auf, daher wohl auch meine Vorliebe für Vampire. Auch mit Expos wechselt das. Manchmal verlangen Verlage ein Expo vorab, aber lieber schreibe ich einfach drauflos, habe die Handlung dann auch nur ganz vage im Kopf und lasse mich selber von spontanen Ideen überraschen, die den Verlauf eines Romans manchmal völlig verändern. Besonders faszinierend ist es, wenn Charaktere so ein Eigenleben entwickeln, dass sie sich gegen die von mir vorgesehene Richtung sträuben und eine ganz andere Entwicklung nehmen. Hört sich vielleicht etwas versponnen an, aber ich habe es mehrfach erlebt, dass meine Figuren mir nicht mehr gehorchen wollten und sich beispielsweise in jemanden anders als geplant verliebten.

CK: Gerade in neuerer Zeit hast Du verstärkt in Buchform publiziert. Ist das eine andere "Schreibe" als beim Heftroman?

FR: Kommt drauf an. Die Anforderungen sind beim Heft fraglos deutlich niedriger, und viele Autoren geben sich deshalb auch nicht mehr Mühe als nötig. Aber das ist dann auch eine Sackgasse. Sie richten sich in dieser Nische ein, lassen ihr Talent verkümmern und werden wahrscheinlich ihr ganzes Leben nichts anderes als Hefte schreiben. Obwohl man dabei immer wieder durch den geringen Umfang und die strenge Struktur an Grenzen stößt, habe ich mich bemüht, auch im Heftbereich immer schon sorgfältig zu arbeiten, sowohl stilistisch wie auch bei der Charakterisierung der Figuren, auf die ich beim Schreiben ohnehin meist ein Hauptaugenmerk richte. Bücher bieten dazu natürlich mehr Raum, und ich bin froh, dass ich schon sehr frühzeitig auf diesem Gebiet aktiv werden konnte und mit den dort meist höheren Anforderungen konfrontiert wurde. Allerdings war ich auch immer ein Freund von zyklischen Fortsetzungen, für die eine regelmäßig erscheinende Heftserie ein besseres Forum als eine Buchreihe ist. Wenn mir eine Serie gefällt, könnte ich mir durchaus vorstellen, zum Spaß auch hin und wieder einen neuen Heftroman zu schreiben. Glücklicherweise habe ich mich jedoch soweit freigeschwommen, dass zumindest momentan kein Zwang mehr dahinter wäre, so schnell wie möglich ein Heft nach dem anderen runterzureißen, um das Geld für die Miete zu verdienen.

CK: Neben Deinen Romanen, auf die wir später noch eingehen wollen, hast Du immer wieder TV-Adaptionen verfasst. Liegt es Dir nach TV-Serienvorgaben zu schreiben? Was ist hier anders, als bei "normalen" Titeln? Fühlst Du Dich in Deiner Kreativität nicht durch die Vorgaben durch die Mattscheibe eingeengt? Ist das nicht ein stumpfsinniges "Abschreiben", oder kannst Du eigene Nuancen und Facetten einbringen, und z.B. die Nebenpersonen wirklich selbst gestalten ?

FR: Ah ja, da sind wir wieder bei der goldenen Nase. Die TV-Adaptionen waren genau wie meine zeitweilige Pressearbeit fürs Fernsehen eine Möglichkeit für dieses Freischwimmen. Im Grunde sind sie sehr ähnlich wie das Mitschreiben an einer Heftserie, für die es ja auch in Puncto Personen etc. enge Vorgaben gibt. Sie entsprechen nicht ganz dem Traum von völlig eigenständigen Büchern, haben aber -neben der Sicherheit eines ganz ordentlichen Garantiehonorars -auch ihren Reiz. Bei "Knight Rider", meiner ersten Arbeit auf diesem Gebiet, habe ich anfangs erstmal gestöhnt, weil ich die Serie ziemlich grauslig fand, und deshalb auch das Pseudonym Frank Garrett gewählt. Aber dann habe ich gemerkt, dass man aus dem Konzept was machen kann und ganz eigene Handlungen geschrieben, die als unabhängige Krimis ganz gut funktionierten. So habe ich in einem der Bücher KITT mit Computerviren infiziert, das hätte ich gerne auch mal in der Fernsehserie gesehen. Faszinierend ist es aber vor allem, plötzlich Teil einer solchen Serie zu sein, die Personen in seinem Kopf lebendig werden zu lassen und ihre Gefühle und Gedanken zu schildern, als Ergänzung zu dem, was man auf der Mattscheibe sieht.

CK: Ich nehme an, dass es unabdingbar für Dich ist, die Serien zu denen Du dann TV-Romane schreibst auch anzuschauen? Was ist Deine Lieblingsserie, und fast noch wichtiger warum?

FR: Zu meiner absoluten Lieblingsserie ergab sich leider nie die Möglichkeit, selbst etwas zu schreiben. Das war TWIN PEAKS, die anders als in anderen Ländern im Deutschland des gerade erst aufkeimenden Privatfernsehens leider nicht besonders erfolgreich lief. Sie war witzig, intelligent, skurril, übernatürlich, gut gespielt, handwerklich hervorragend von Kinoregisseuren umgesetzt - ich fand sie toll. Auch hat sie erst den Weg für viele spätere Serien wie z.B. Akte X oder Ausgerechnet Alaska bereitet. Hercules fand ich von Anfang an sehr abgedreht und witzig, sodass ich damit keinerlei Probleme hatte. Bei Stargate, wozu gerade vor einigen Tagen der erste Roman aus meiner Feder erschienen ist, bin ich ursprünglich nach ein paar Folgen ausgestiegen, weil das so aussah, als würde nun jede Woche eine neue historische Kultur durchgenudelt. Erst als ich später wieder einstieg, hatte man endlich angefangen, das Potential zu nutzen, und auch bei Andromeda, wofür ich zusammen mit Jürgen Heinzerling die Romane schreibe, wird die zweite Staffel die erste weit übertreffen. Natürlich muss ich mir die Serien ansehen, um ein Gespür für die Handlung, die Personen und ihre Art zu agieren zu bekommen. Auch muss mir eine solche Serie natürlich gefallen, oder es muss wie bei Knight Rider trotz der größtenteils ziemlich schwachen Folgen ein Potential für mich erkennbar sein, wo man einsetzen und vielleicht sogar mehr als im TV daraus machen kann. Aber das hat auch eine Wechselwirkung. Manchmal fängt eine Serie erst an mir zu gefallen, wenn ich eventuell etwas dazu schreiben soll und mich deshalb intensiver damit beschäftige.

CK: Neben Deiner reinen Schriftstellertätigkeit hast Du Dir mit Übersetzungen und insbesondere Lektoraten für z.B. Dorian Hunter, Coco Zamis und die ABENTEURER einen Namen gemacht. Liegt Dir diese Tätigkeit, und was reizt Dich am Überarbeiten der Texte Anderer?

FR: Das ist ein schwieriges Thema. Bei Zaubermond ist es so, dass mir die Aufmachung der Bücher und die Arbeit des Verlags sehr gut gefällt. Auch mochte ich den Dämonenkiller schon früher. Hier ergab sich nun nicht nur die Gelegenheit, die Bände noch einmal zu lesen und das auch noch bezahlt zu bekommen, sondern gleichzeitig ein bisschen daran mitzuwirken, Schwächen zu beseitigen und sie dadurch noch ein bisschen zu verbessern. Es ist nicht viel, weil die Änderungen sehr behutsam sind, aber man kann zumindest ungeschickt formulierte Sätze etwas eleganter machen oder den Stil durch Streichung oder Änderung von Wortwiederholungen verbessern.

Außerdem denke ich, dass es ganz gut ist, beide Seiten bei der Entstehung eines Manuskripts zu kennen. Viele reine Lektoren, vor allem, wenn sie nicht fest bei einem Verlag angestellt sind, halten sich anscheinend selbst für verkappte Autoren und meinen, einem Buch unbedingt ihren individuellen Stempel aufdrücken zu müssen. Oder sie fühlen sich verpflichtet, für ihr Honorar möglichst viel zu ändern, selbst an Stellen, wo es nicht nötig ist und lediglich der ursprüngliche Stil verwässert wird. Um ein Beispiel zu bringen: Im ersten Kapitel (nicht dem Prolog) meines Romans "Die Drachenpriester" hat es der Lektor geschafft, direkt im ersten Absatz in gleich zwei Sätzen Wortwiederholungen einzubauen, die vorher nicht da waren, woraufhin ich die fertige Fassung erst gar nicht mehr weitergelesen habe. Die Prügel von Lesern und Kritikern für solche Verschlimmbesserungen erhält aber natürlich der Autor, nicht der Lektor, deshalb sollte man auf diesem Gebiet sehr behutsam sein. Wenn man als Lektor auch selbst schreibt, entwickelt man eine größere Achtung vor dem persönlichen Stil des Autors. Es geht um SEIN Buch, mit dem er sich den Lesern präsentiert, und deshalb vermeide ich es beim Lektorieren nach Möglichkeit, seine individuellen Eigenheiten zu einem Einheitsbrei glatt zu bügeln, obwohl ich selbst manches vielleicht anders formuliert hätte. Aber anders bedeutet nicht zwangsläufig besser, das sollte man bei dieser Arbeit stets im Hinterkopf behalten.

CK: Mit Wolfgang Hohlbein hast Du bei Garth & Torian und dem Roman GIGANTEN zusammengearbeitet. Jetzt "erbst" Du die Stargate Reihe. Wie läuft eine solche Zusammenarbeit in der Praxis ab? Da gibt es doch bestimmt unheimlich viel abzustimmen? Läuft das alles über Telefon und / oder E-Mail?

FR: Unterschiedlich. Meine Romane zum Hexer und auch die Garth &. Torian Romane entstanden, als ich erst kurze Zeit schrieb und stilistisch nicht allzu trittsicher war. Hier habe ich jeweils eine Rohfassung geschrieben, die Wolfgang dann überarbeitete, wobei teilweise kaum ein Satz so stehen blieb, wie ich ihn geschrieben hatte. Bei "Giganten" war es umgekehrt. Er basiert auf einem alten Heftroman von Wolfgang, den ich überarbeitet und umgeschrieben habe. Nach rund dreihundert Seiten kam das Buch Jurassic Park heraus, und ich habe das Manuskript in die Ecke geschmissen. Erst als der Film so ein Riesenerfolg wurde, wollten plötzlich alle Verlage Dino-Romane haben, und ich schrieb ihn fertig. Durch die neue Gewichtung wurde es allerdings stärker eine Saurier-Geschichte als ursprünglich von mir geplant; ich wollte eigentlich einen düsteren Horror-Roman um die Traumzeit der Aborigines schreiben, in dem die Saurier nur Staffage gewesen wären.

CK: Durch die Szene geistern immer wieder Gerüchte, dass Du als Ghostwriter für Hohlbein tätig bist. Mir selbst ist z.B. aufgefallen, dass sich bei der Unsterblichen-Reihe bei vgs, seit Du von Dieter Winkler offiziell das Lektorat ab Band 3 übernommen hast, der Stil deutlich geändert hat. Gibt es dazu einen Kommentar von Dir?

FR: Jau, die Frage liebe ich, kann ich da doch mal einiges in Bezug auf diese Gerüchte gerade rücken. Da ich im Gegensatz zu Wolfgang noch bemüht bin, mir einen Namen zu machen, ist eine reine Ghostwriter- Tätigkeit für mich letztlich uninteressant. Deshalb habe ich bei Co-Produktionen stets darauf geachtet, dass mein Name erwähnt wird. Aber auch diese gemeinsamen Projekte haben wir inzwischen aufgegeben (abgesehen von den stargate-Episodenguides, aber Sachbücher sind ohnehin eine andere Kategorie), weil sie eine unangenehme Wirkung zeigten. Gefiel einem Leser das Buch, hatte Wolfgang wieder einen guten Roman geschrieben, gefiel es nicht, lag es natürlich an dem verdammten Co-Autor . Wenn Du Band 3 der Chroniken anders als die ersten beiden Bände findest, bin ich der falsche Gesprächspartner, da musst Du schon Wolfgang selbst fragen. Als ich für das Lektorat einsprang, war der Roman schon fertig geschrieben, und abgesehen von der Korrektur von Rechtschreibfehlern, Wortwiederholungen etc. hatte ich relativ wenig daran zu tun.

CK: Kommen wir zu Deinen aktuellen Projekten. Vorhin hast Du erzählt, dass Du für Zaubermond relativ viel lektoriert hast. Mit FÜRSTEN DER FINSTERNIS hast Du bereits einen Roman zur Edition Dämonenkiller beigesteuert. Wird man von Dir zukünftig weitere Bücher bei Zaubermond finden können?

FR: Allerdings, aber nicht für den DK. Ich habe die Serie zwar schon früher gern gelesen, aber zum Schreiben liegt sie mir nicht besonders. Vielleicht liegt es auch daran, dass es sich jetzt um recht dicke Bücher handelt. Ich habe nichts gegen dicke Bücher, aber sie verlocken zu einer epischeren Form der Schreibe, die beim DK vermutlich nicht passt, vor allem, wenn das Thema des Romans wenig hergibt. Mir gefallen zumindest viele Einzelpassagen aus "Fürsten der Finsternis" nach wie vor recht gut, doch handelt es sich hauptsächlich um die Szenen ohne Dorian. Die detaillierte Beschreibung der Charakterentwicklung des Arztes mit seinen Selbstzweifeln, der moralischen Zwickmühle, in die er gerät, und dergleichen mehr ist wohl nicht das, was die Leser von dieser Serie erwarten. Bei einem Schulaufsatz hieße es wahrscheinlich: Thema verfehlt, setzen. Stattdessen werde ich jetzt wieder bei DIE ABENTEURER mitschreiben, wo ich ja auch an der Heftserie schon von Anfang an beteiligt war .

CK: Wie ist das, nach einer Pause wieder dazuzustoßen -ist das schwierig, oder bist Du mit der weiteren Handlung vertraut? Was führte damals dazu, dass Du an der Reihe nicht mehr mitgeschrieben hast?

FR: Ich hasse es, um den heißen Brei herumzureden, also mal ganz offen Tacheles. Ursprünglich sollten vor allem Robert de Vries und ich die Serie fortführen, doch neben extremen Terminüberziehungen führten die nicht nur in meinen Augen ziemlich vergurkten ersten beiden Bände zu Roberts Rauswurf aus der Serie und einem ordentlichen Krach zwischen uns, da er mir einen Teil der Schuld daran gab. Weil ich mir ungern nachsagen lassen wollte, ich hätte ihn gemobbt, um mir die Serie unter den Nagel zu reißen, bin ich dann selbst ebenfalls ausgestiegen.

Auf der letzten Buchmesse habe ich schließlich eingewilligt, wieder mitzuschreiben, weil mir als Stammautor der ersten Stunde die Serie natürlich immer noch am Herzen liegt. Klar musste ich mich in die zwischenzeitlich hauptsächlich von Marten Veit entworfene Entwicklung der Handlung erst wieder einarbeiten, aber ich denke, die quer durch alle Genres gehende Serie hat immer noch sehr viel Potential und es lohnt sich, dafür auch die entsprechende Arbeit zu investieren. Unser Ziel ist es, hier wieder mehr in Richtung Action und Abenteuer a la Indiana Jones zu gehen.

CK: Kommen wir zu ARCANA. In der Fantasy Reihe des Goldmann Verlages erschienen damals zwei Romane, die dann unter dem neuen Titel DIE DRACHEN PRIESTER bei Bastei neu aufgelegt wurden. Außerdem erschien zur Neuauflage bei Bastei gleich noch ein Prequel. Warum keine Fortsetzung, sondern ein Roman, der vor den ursprünglichen Bänden spielt?

FR: ARCANA war immer eines meiner Lieblingsprojekte. Leider erschienen die Bände damals genau in einer Zeit der Umstrukturierung bei Goldmann. Ein Redakteur kaufte sie an, dessen Nachfolger lektorierte sie, und als sie erschienen, war wieder ein anderer am Ruder, und dann wurde die gesamte SF- und Fantasyreihe aus dem Programm gekippt. Obwohl die beiden Bände trotz dieser unglücklichen Konstellation schon nach kurzer Zeit ausverkauft waren, wurden sie deshalb nicht mehr nachgedruckt. Zehn Jahre später konnte ich schließlich Bastei für das Projekt erwärmen. Die beiden ursprünglichen Romane wurden zusammen in einem dicken Band nachgedruckt, außerdem sollte ein neuer Band erscheinen, dieser jedoch zuerst. Das war eine Verlagsentscheidung, man wollte mich als neuen Autor in der Bastei Fantasy-Reihe nicht zuerst mit einem Nachdruck präsentieren. Obwohl ich selbst viel lieber die Abenteuer den jungen Magiers Aylon fortgesetzt hätte, musste ich also ein Prequel verfassen. DIE DÄMMERSCHMIEDE ist ein ziemlich episch angelegter Roman, der auf zwei Zeitebenen vor allem die Strukturen der Welt Arcana näher definiert, in der dann Aylons Abenteuer spielen, und mit seiner Geburt endet. Im Prinzip eine etwas unglückliche Situation, einen Zyklus mit einem Roman ohne die eigentliche Hauptperson neu zu beginnen, aber anders ging es nicht.

CK: In der Anthologie ERBEN DES RINGS erschien noch eine Arcana-Kurzgeschichte. Dann aber wurde es leider still um den Zyklus. Woran liegt's, dass wir hier kein neues Lesefutter bekommen? Gibt es Pläne für eine Fortsetzung, oder willst eventuell Du selbst hier nicht mehr weiterschreiben?

FR: lch selber würde schon gerne, zumal Arcana schon damals bei Goldmann mein erstes völlig eigenständiges großes Projekt war und deshalb für mich immer einen besonderen Stellenwert einnahm. Leider fanden die Romane jedoch recht wenig Beachtung. Da die Anzahl deutscher Phantastik- Titel bei den großen Publikumsverlagen ziemlich begrenzt ist, hatte ich auf ein breiteres Echo gehofft. Abgesehen von einem Verriss in FLASH gab es fast nur positive Besprechungen aber insgesamt ziemlich wenige. Genau wie von der Kritik wurden die Romane auch von den Lesern kaum zur Kenntnis genommen, sodass die Verkaufszahlen unter den Erwartungen lagen. Allerdings gibt es bis heute einen recht gleichmäßig andauernden Verkauf, und wenn dieser noch eine Weile anhält, könnten die Bände doch noch in die Gewinnzone geraten. Neue Arcana- Romane sind jedoch erst einmal nicht zu erwarten, weshalb ich dankbar die Gelegenheit ergriffen habe, Aylons Abenteuer in der angesprochenen Anthologie wenigstens in einer Kurzgeschichte fortzusetzen.

CK: Vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden hast. Wir wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute!