
INTERVIEW MIT FRANK
REHFELD von Carsten Kuhr
Frank Rehfeld
hat sich insbesondere durch seine grösstenteils unter wechselnden
Pseudonymen (Frank Thys, Frank Garrett, Jessica Atkins) erschienen
Veröffentlichungen im Heftbereich hervorgetan. Als Mitinitiator der
ABENTEURER verdiente er sich Meriten, zusammen mit Wolfgang Hohlbein
schrieb er diverse Garth & Torian sowie Stargate Titel. Neben seiner
Mitarbeit an den Heftserien Silber Grusel Krimi, Mitternachts-Roman,
Melissa, Trucker-King, Der Hexer, Star-Gate, Dino-Land etc. hat er
sich auch auf die Gefilde des Heimat-Romans begeben. Besonders am
Herzen lag und liegt ihm sein kürzlich bei Bastei neu aufgelegter und
erweiterter ARCANA Zyklus. In letzter Zeit hat er sich mit TV-Romanen
zur SK- Babies, Hercules, Knight Rider und ganz aktuell zu Stargate
und Andromeda eine goldene Nase verdient, hmmm??
CK: Hallo
Frank. Nachdem es von Dir bislang leider noch keine Website gibt,
möchte ich Dich bitten, Dich unseren Lesern kurz vorzustellen.
FR: Hmm,
grummel, hast Du das mit der Vorstellung gerade nicht schon gemacht?
Aber gut, noch ein paar Ergänzungen. Geboren wurde ich angeblich am
14. November 1962, aber das kann unmöglich stimmen, denn dann würde
ich ja dieses Jahr 40. Absolut unmöglich, ist doch gerade erst ein
paar Jahre her, dass ich mit meinem ersten Mofa durch die Straßen
gebrettert bin und mich bei Hausarrest heimlich abends aus der Bude
geschlichen habe. Wen interessieren schon Fakten, wenn das subjektive
Empfinden etwas ganz anderes sagt?
Na ja, geboren
jedenfalls im niederrheinischen Viersen, wo ich auch immer noch lebe.
Vor dem Heiraten und Gründen einer Familie konnte ich mich bislang
stets erfolgreich drücken. Außerdem - wovon hätte ich sie ernähren
können, wenn sämtliche Honorare zur Vergoldung meiner Nase draufgehen?
Einen ursprünglichen Beruf gibt es nicht, denn schon während der
Schulzeit wollte ich unbedingt Schriftsteller werden. Kurz vor dem Abi
habe ich meinen ersten Silber Grusel-Krimi veröffentlicht, und während
des Zivildienstes konnte ich weitere Heftromane auch für andere Serien
verkaufen. Deshalb habe ich mich entschlossen, den Sprung ins kalte
Wasser zu wagen und zu versuchen, davon zu leben. War natürlich
ziemlich riskant, da ich keine Ausbildung und keine andere
Berufserfahrung habe, wenn es mit dem Schreiben mal gar nicht mehr
hinhauen sollte, aber bislang hat es mit diversen Höhen und Tiefen zum
Glück einigermaßen geklappt.
GK: Die
übliche Frage nach Deinen literarischen Vorbildern darf natürlich auch
nicht fehlen? Was liest Du selbst gerne, welcher Autor hat Dich
beeinflusst, und warum?
FR: Puh, da
gibt es ziemlich viele, weil ich auch heute noch eigentlich querbeet
alles lese, was mir in die Finger fällt. Einen sehr wichtigen Einfluss
hatte sicherlich Wolfgang Hohlbein, den ich kurz nach Verkauf meines
ersten Romans kennen lernte, und mit dem ich nach wie vor befreundet
bin. An ihm als Autor schätze ich vor allem, dass er ein sehr
fesselnder Erzähler ist. Andere Einflüsse waren Stephen King, von dem
ich besonders seine liebevollen Personencharakterisierungen mag, und
Clive Barker oder auch Harlan Ellison, deren Subversivität und
bizarrer Ideenreichtum mich immer wieder beeindrucken. Aber das sind
nur einige besonders bekannte Namen.
CK: Was
brachte Dich auf die Idee, den schnöden Mammon zu vergessen, und den
Beruf des freien Schriftstellers zu erwählen?
FR: Wie
gesagt, ich habe schon als Schüler mit dem Schreiben von Romanen
angefangen. Leider kamen in den ersten vier Jahren die Manuskripte in
unschöner Regelmäßigkeit von den Verlagen zurück, aber schließlich hat
es dann doch geklappt. Die Erkenntnis, dass es nicht reicht, ein paar
Romane zu veröffentlichen, um mit Ruhm und Reichtum, Villen, Yachten
und Groupies überhäuft zu werden, kam erst später (grins).
Wahrscheinlich hätte ich in einem anderen Job deutlich mehr verdienen
können, aber ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, als eigene
Welten zu erschaffen und sie mit selbst erfundenen Personen zu
bevölkern, die dann die Abenteuer erleben, die uns in unserem
eintönigen Leben fehlen. Ich schreibe sozusagen meine Träume auf und
bekomme dafür (meist) noch soviel Geld, dass ich davon leben kann. Das
ist mir trotz aller Unsicherheit eigentlich wichtiger als eine
Karriere in einem öden Bürojob, obwohl bei mir wie wohl bei jedem
Schriftsteller im Hinterkopf die vage Hoffnung herumspukt, irgendwann
mal einen Bestseller zu landen.
CK: Wie kam es
zu dem ersten Kontakt mit der Profi-Schriftstellerszene, wo kamst Du
anfanglich als neuer, unbekannter Autor unter? War es schwer Fuss zu
fassen?
FR: Als ich
anfing, hatte ich überhaupt keine entsprechenden Kontakte, nur die
Adressen einiger Verlage aus dem Impressum ihrer Hefte. Ich schrieb
und schrieb, nervte damit wahrscheinlich einige Lektoren ganz
fürchterlich, verkaufte aber schließlich einen Roman an den damaligen
Zauberkreis-Verlag. Er kam, nachdem ich ihn noch zweimal umschreiben
musste, als Silber Grusel- Krimi heraus.
CK: Wie ging
es dann weiter?
FR: Auf
diversen Cons lernte ich anschließend andere Autoren kennen, wobei
eben vor allem Wolfgang Hohlbein es mir ermöglichte, auch bei anderen
Verlagen wie z.B. Goldmann einen Fuß in die Tür zu bekommen. Nach dem
Ende des Hexers, an dem ich mitgearbeitet hatte, bot er mir nämlich
an, mit ihm zusammen die Fortsetzung von "Garth &. Torian" zu
verfassen. Aus den daraus entstandenen Kontakten zu Goldmann ergaben
sich zum Beispiel die ursprünglichen beiden Arcana- Bände und auch die
Tie-Inns zu Knight Rider. Tja, und so entwickelte sich alles immer
weiter .
CK: Wie und
wann (ich habe etwas von einem Nachtmenschen läuten hören) schreibst
Du? Machst Du dir für dich selbst ein Expose Deines aktuellen Romans,
oder setzt Du Dich vor die Tastatur und die Worte beginnen zu
sprudeln?
FR:
Nachtmensch, Tagesmensch -sagen wir mal so, in erster Linie bin ich
Chaot, das kann alle paar Tage wechseln. Aber hauptsächlich bin ich
nachts auf, daher wohl auch meine Vorliebe für Vampire. Auch mit Expos
wechselt das. Manchmal verlangen Verlage ein Expo vorab, aber lieber
schreibe ich einfach drauflos, habe die Handlung dann auch nur ganz
vage im Kopf und lasse mich selber von spontanen Ideen überraschen,
die den Verlauf eines Romans manchmal völlig verändern. Besonders
faszinierend ist es, wenn Charaktere so ein Eigenleben entwickeln,
dass sie sich gegen die von mir vorgesehene Richtung sträuben und eine
ganz andere Entwicklung nehmen. Hört sich vielleicht etwas versponnen
an, aber ich habe es mehrfach erlebt, dass meine Figuren mir nicht
mehr gehorchen wollten und sich beispielsweise in jemanden anders als
geplant verliebten.
CK: Gerade in
neuerer Zeit hast Du verstärkt in Buchform publiziert. Ist das eine
andere "Schreibe" als beim Heftroman?
FR: Kommt
drauf an. Die Anforderungen sind beim Heft fraglos deutlich niedriger,
und viele Autoren geben sich deshalb auch nicht mehr Mühe als nötig.
Aber das ist dann auch eine Sackgasse. Sie richten sich in dieser
Nische ein, lassen ihr Talent verkümmern und werden wahrscheinlich ihr
ganzes Leben nichts anderes als Hefte schreiben. Obwohl man dabei
immer wieder durch den geringen Umfang und die strenge Struktur an
Grenzen stößt, habe ich mich bemüht, auch im Heftbereich immer schon
sorgfältig zu arbeiten, sowohl stilistisch wie auch bei der
Charakterisierung der Figuren, auf die ich beim Schreiben ohnehin
meist ein Hauptaugenmerk richte. Bücher bieten dazu natürlich mehr
Raum, und ich bin froh, dass ich schon sehr frühzeitig auf diesem
Gebiet aktiv werden konnte und mit den dort meist höheren
Anforderungen konfrontiert wurde. Allerdings war ich auch immer ein
Freund von zyklischen Fortsetzungen, für die eine regelmäßig
erscheinende Heftserie ein besseres Forum als eine Buchreihe ist. Wenn
mir eine Serie gefällt, könnte ich mir durchaus vorstellen, zum Spaß
auch hin und wieder einen neuen Heftroman zu schreiben.
Glücklicherweise habe ich mich jedoch soweit freigeschwommen, dass
zumindest momentan kein Zwang mehr dahinter wäre, so schnell wie
möglich ein Heft nach dem anderen runterzureißen, um das Geld für die
Miete zu verdienen.
CK: Neben
Deinen Romanen, auf die wir später noch eingehen wollen, hast Du immer
wieder TV-Adaptionen verfasst. Liegt es Dir nach TV-Serienvorgaben zu
schreiben? Was ist hier anders, als bei "normalen" Titeln? Fühlst Du
Dich in Deiner Kreativität nicht durch die Vorgaben durch die
Mattscheibe eingeengt? Ist das nicht ein stumpfsinniges "Abschreiben",
oder kannst Du eigene Nuancen und Facetten einbringen, und z.B. die
Nebenpersonen wirklich selbst gestalten ?
FR: Ah ja, da
sind wir wieder bei der goldenen Nase. Die TV-Adaptionen waren genau
wie meine zeitweilige Pressearbeit fürs Fernsehen eine Möglichkeit für
dieses Freischwimmen. Im Grunde sind sie sehr ähnlich wie das
Mitschreiben an einer Heftserie, für die es ja auch in Puncto Personen
etc. enge Vorgaben gibt. Sie entsprechen nicht ganz dem Traum von
völlig eigenständigen Büchern, haben aber -neben der Sicherheit eines
ganz ordentlichen Garantiehonorars -auch ihren Reiz. Bei "Knight Rider",
meiner ersten Arbeit auf diesem Gebiet, habe ich anfangs erstmal
gestöhnt, weil ich die Serie ziemlich grauslig fand, und deshalb auch
das Pseudonym Frank Garrett gewählt. Aber dann habe ich gemerkt, dass
man aus dem Konzept was machen kann und ganz eigene Handlungen
geschrieben, die als unabhängige Krimis ganz gut funktionierten. So
habe ich in einem der Bücher KITT mit Computerviren infiziert, das
hätte ich gerne auch mal in der Fernsehserie gesehen. Faszinierend ist
es aber vor allem, plötzlich Teil einer solchen Serie zu sein, die
Personen in seinem Kopf lebendig werden zu lassen und ihre Gefühle und
Gedanken zu schildern, als Ergänzung zu dem, was man auf der
Mattscheibe sieht.
CK: Ich nehme
an, dass es unabdingbar für Dich ist, die Serien zu denen Du dann
TV-Romane schreibst auch anzuschauen? Was ist Deine Lieblingsserie,
und fast noch wichtiger warum?
FR: Zu meiner
absoluten Lieblingsserie ergab sich leider nie die Möglichkeit, selbst
etwas zu schreiben. Das war TWIN PEAKS, die anders als in anderen
Ländern im Deutschland des gerade erst aufkeimenden Privatfernsehens
leider nicht besonders erfolgreich lief. Sie war witzig, intelligent,
skurril, übernatürlich, gut gespielt, handwerklich hervorragend von
Kinoregisseuren umgesetzt - ich fand sie toll. Auch hat sie erst den
Weg für viele spätere Serien wie z.B. Akte X oder Ausgerechnet Alaska
bereitet. Hercules fand ich von Anfang an sehr abgedreht und witzig,
sodass ich damit keinerlei Probleme hatte. Bei Stargate, wozu gerade
vor einigen Tagen der erste Roman aus meiner Feder erschienen ist, bin
ich ursprünglich nach ein paar Folgen ausgestiegen, weil das so
aussah, als würde nun jede Woche eine neue historische Kultur
durchgenudelt. Erst als ich später wieder einstieg, hatte man endlich
angefangen, das Potential zu nutzen, und auch bei Andromeda, wofür ich
zusammen mit Jürgen Heinzerling die Romane schreibe, wird die zweite
Staffel die erste weit übertreffen. Natürlich muss ich mir die Serien
ansehen, um ein Gespür für die Handlung, die Personen und ihre Art zu
agieren zu bekommen. Auch muss mir eine solche Serie natürlich
gefallen, oder es muss wie bei Knight Rider trotz der größtenteils
ziemlich schwachen Folgen ein Potential für mich erkennbar sein, wo
man einsetzen und vielleicht sogar mehr als im TV daraus machen kann.
Aber das hat auch eine Wechselwirkung. Manchmal fängt eine Serie erst
an mir zu gefallen, wenn ich eventuell etwas dazu schreiben soll und
mich deshalb intensiver damit beschäftige.
CK: Neben Deiner reinen
Schriftstellertätigkeit hast Du Dir mit Übersetzungen und insbesondere
Lektoraten für z.B. Dorian Hunter, Coco Zamis und die ABENTEURER einen
Namen gemacht. Liegt Dir diese Tätigkeit, und was reizt Dich am
Überarbeiten der Texte Anderer?
FR: Das ist
ein schwieriges Thema. Bei Zaubermond ist es so, dass mir die
Aufmachung der Bücher und die Arbeit des Verlags sehr gut gefällt.
Auch mochte ich den Dämonenkiller schon früher. Hier ergab sich nun
nicht nur die Gelegenheit, die Bände noch einmal zu lesen und das
auch noch bezahlt zu bekommen, sondern gleichzeitig ein bisschen
daran mitzuwirken, Schwächen zu beseitigen und sie dadurch noch ein
bisschen zu verbessern. Es ist nicht viel, weil die Änderungen sehr
behutsam sind, aber man kann zumindest ungeschickt formulierte Sätze
etwas eleganter machen oder den Stil durch Streichung oder Änderung
von Wortwiederholungen verbessern.
Außerdem denke
ich, dass es ganz gut ist, beide Seiten bei der Entstehung eines
Manuskripts zu kennen. Viele reine Lektoren, vor allem, wenn sie nicht
fest bei einem Verlag angestellt sind, halten sich anscheinend selbst
für verkappte Autoren und meinen, einem Buch unbedingt ihren
individuellen Stempel aufdrücken zu müssen. Oder sie fühlen sich
verpflichtet, für ihr Honorar möglichst viel zu ändern, selbst an
Stellen, wo es nicht nötig ist und lediglich der ursprüngliche Stil
verwässert wird. Um ein Beispiel zu bringen: Im ersten Kapitel (nicht
dem Prolog) meines Romans "Die Drachenpriester" hat es der Lektor
geschafft, direkt im ersten Absatz in gleich zwei Sätzen
Wortwiederholungen einzubauen, die vorher nicht da waren, woraufhin
ich die fertige Fassung erst gar nicht mehr weitergelesen habe. Die
Prügel von Lesern und Kritikern für solche Verschlimmbesserungen
erhält aber natürlich der Autor, nicht der Lektor, deshalb sollte man
auf diesem Gebiet sehr behutsam sein. Wenn man als Lektor auch selbst
schreibt, entwickelt man eine größere Achtung vor dem persönlichen
Stil des Autors. Es geht um SEIN Buch, mit dem er sich den Lesern
präsentiert, und deshalb vermeide ich es beim Lektorieren nach
Möglichkeit, seine individuellen Eigenheiten zu einem Einheitsbrei
glatt zu bügeln, obwohl ich selbst manches vielleicht anders
formuliert hätte. Aber anders bedeutet nicht zwangsläufig besser, das
sollte man bei dieser Arbeit stets im Hinterkopf behalten.
CK: Mit
Wolfgang Hohlbein hast Du bei Garth & Torian und dem Roman GIGANTEN
zusammengearbeitet. Jetzt "erbst" Du die Stargate Reihe. Wie läuft
eine solche Zusammenarbeit in der Praxis ab? Da gibt es doch bestimmt
unheimlich viel abzustimmen? Läuft das alles über Telefon und / oder
E-Mail?
FR:
Unterschiedlich. Meine Romane zum Hexer und auch die Garth &. Torian
Romane entstanden, als ich erst kurze Zeit schrieb und stilistisch
nicht allzu trittsicher war. Hier habe ich jeweils eine Rohfassung
geschrieben, die Wolfgang dann überarbeitete, wobei teilweise kaum ein
Satz so stehen blieb, wie ich ihn geschrieben hatte. Bei "Giganten"
war es umgekehrt. Er basiert auf einem alten Heftroman von Wolfgang,
den ich überarbeitet und umgeschrieben habe. Nach rund dreihundert
Seiten kam das Buch Jurassic Park heraus, und ich habe das Manuskript
in die Ecke geschmissen. Erst als der Film so ein Riesenerfolg wurde,
wollten plötzlich alle Verlage Dino-Romane haben, und ich schrieb ihn
fertig. Durch die neue Gewichtung wurde es allerdings stärker eine
Saurier-Geschichte als ursprünglich von mir geplant; ich wollte
eigentlich einen düsteren Horror-Roman um die Traumzeit der Aborigines
schreiben, in dem die Saurier nur Staffage gewesen wären.
CK: Durch die
Szene geistern immer wieder Gerüchte, dass Du als Ghostwriter für
Hohlbein tätig bist. Mir selbst ist z.B. aufgefallen, dass sich bei
der Unsterblichen-Reihe bei vgs, seit Du von Dieter Winkler offiziell
das Lektorat ab Band 3 übernommen hast, der Stil deutlich geändert
hat. Gibt es dazu einen Kommentar von Dir?
FR: Jau, die
Frage liebe ich, kann ich da doch mal einiges in Bezug auf diese
Gerüchte gerade rücken. Da ich im Gegensatz zu Wolfgang noch bemüht
bin, mir einen Namen zu machen, ist eine reine Ghostwriter- Tätigkeit
für mich letztlich uninteressant. Deshalb habe ich bei Co-Produktionen
stets darauf geachtet, dass mein Name erwähnt wird. Aber auch diese
gemeinsamen Projekte haben wir inzwischen aufgegeben (abgesehen von
den stargate-Episodenguides, aber Sachbücher sind ohnehin eine andere
Kategorie), weil sie eine unangenehme Wirkung zeigten. Gefiel einem
Leser das Buch, hatte Wolfgang wieder einen guten Roman geschrieben,
gefiel es nicht, lag es natürlich an dem verdammten Co-Autor . Wenn Du
Band 3 der Chroniken anders als die ersten beiden Bände findest, bin
ich der falsche Gesprächspartner, da musst Du schon Wolfgang selbst
fragen. Als ich für das Lektorat einsprang, war der Roman schon fertig
geschrieben, und abgesehen von der Korrektur von Rechtschreibfehlern,
Wortwiederholungen etc. hatte ich relativ wenig daran zu tun.
CK: Kommen wir
zu Deinen aktuellen Projekten. Vorhin hast Du erzählt, dass Du für
Zaubermond relativ viel lektoriert hast. Mit FÜRSTEN DER FINSTERNIS
hast Du bereits einen Roman zur Edition Dämonenkiller beigesteuert.
Wird man von Dir zukünftig weitere Bücher bei Zaubermond finden
können?
FR:
Allerdings, aber nicht für den DK. Ich habe die Serie zwar schon
früher gern gelesen, aber zum Schreiben liegt sie mir nicht besonders.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es sich jetzt um recht dicke
Bücher handelt. Ich habe nichts gegen dicke Bücher, aber sie verlocken
zu einer epischeren Form der Schreibe, die beim DK vermutlich nicht
passt, vor allem, wenn das Thema des Romans wenig hergibt. Mir
gefallen zumindest viele Einzelpassagen aus "Fürsten der Finsternis"
nach wie vor recht gut, doch handelt es sich hauptsächlich um die
Szenen ohne Dorian. Die detaillierte Beschreibung der
Charakterentwicklung des Arztes mit seinen Selbstzweifeln, der
moralischen Zwickmühle, in die er gerät, und dergleichen mehr ist wohl
nicht das, was die Leser von dieser Serie erwarten. Bei einem
Schulaufsatz hieße es wahrscheinlich: Thema verfehlt, setzen.
Stattdessen werde ich jetzt wieder bei DIE ABENTEURER mitschreiben, wo
ich ja auch an der Heftserie schon von Anfang an beteiligt war .
CK: Wie ist
das, nach einer Pause wieder dazuzustoßen -ist das schwierig, oder
bist Du mit der weiteren Handlung vertraut? Was führte damals dazu,
dass Du an der Reihe nicht mehr mitgeschrieben hast?
FR: Ich hasse
es, um den heißen Brei herumzureden, also mal ganz offen Tacheles.
Ursprünglich sollten vor allem Robert de Vries und ich die Serie
fortführen, doch neben extremen Terminüberziehungen führten die nicht
nur in meinen Augen ziemlich vergurkten ersten beiden Bände zu Roberts
Rauswurf aus der Serie und einem ordentlichen Krach zwischen uns, da
er mir einen Teil der Schuld daran gab. Weil ich mir ungern nachsagen
lassen wollte, ich hätte ihn gemobbt, um mir die Serie unter den Nagel
zu reißen, bin ich dann selbst ebenfalls ausgestiegen.
Auf der
letzten Buchmesse habe ich schließlich eingewilligt, wieder
mitzuschreiben, weil mir als Stammautor der ersten Stunde die Serie
natürlich immer noch am Herzen liegt. Klar musste ich mich in die
zwischenzeitlich hauptsächlich von Marten Veit entworfene Entwicklung
der Handlung erst wieder einarbeiten, aber ich denke, die quer durch
alle Genres gehende Serie hat immer noch sehr viel Potential und es
lohnt sich, dafür auch die entsprechende Arbeit zu investieren. Unser
Ziel ist es, hier wieder mehr in Richtung Action und Abenteuer a la
Indiana Jones zu gehen.
CK: Kommen wir
zu ARCANA. In der Fantasy Reihe des Goldmann Verlages erschienen
damals zwei Romane, die dann unter dem neuen Titel DIE DRACHEN
PRIESTER bei Bastei neu aufgelegt wurden. Außerdem erschien zur
Neuauflage bei Bastei gleich noch ein Prequel. Warum keine
Fortsetzung, sondern ein Roman, der vor den ursprünglichen Bänden
spielt?
FR: ARCANA war
immer eines meiner Lieblingsprojekte. Leider erschienen die Bände
damals genau in einer Zeit der Umstrukturierung bei Goldmann. Ein
Redakteur kaufte sie an, dessen Nachfolger lektorierte sie, und als
sie erschienen, war wieder ein anderer am Ruder, und dann wurde die
gesamte SF- und Fantasyreihe aus dem Programm gekippt. Obwohl die
beiden Bände trotz dieser unglücklichen Konstellation schon nach
kurzer Zeit ausverkauft waren, wurden sie deshalb nicht mehr
nachgedruckt. Zehn Jahre später konnte ich schließlich Bastei für das
Projekt erwärmen. Die beiden ursprünglichen Romane wurden zusammen in
einem dicken Band nachgedruckt, außerdem sollte ein neuer Band
erscheinen, dieser jedoch zuerst. Das war eine Verlagsentscheidung,
man wollte mich als neuen Autor in der Bastei Fantasy-Reihe nicht
zuerst mit einem Nachdruck präsentieren. Obwohl ich selbst viel lieber
die Abenteuer den jungen Magiers Aylon fortgesetzt hätte, musste ich
also ein Prequel verfassen. DIE DÄMMERSCHMIEDE ist ein ziemlich episch
angelegter Roman, der auf zwei Zeitebenen vor allem die Strukturen der
Welt Arcana näher definiert, in der dann Aylons Abenteuer spielen, und
mit seiner Geburt endet. Im Prinzip eine etwas unglückliche Situation,
einen Zyklus mit einem Roman ohne die eigentliche Hauptperson neu zu
beginnen, aber anders ging es nicht.
CK: In der
Anthologie ERBEN DES RINGS erschien noch eine Arcana-Kurzgeschichte.
Dann aber wurde es leider still um den Zyklus. Woran liegt's, dass wir
hier kein neues Lesefutter bekommen? Gibt es Pläne für eine
Fortsetzung, oder willst eventuell Du selbst hier nicht mehr
weiterschreiben?
FR: lch selber
würde schon gerne, zumal Arcana schon damals bei Goldmann mein erstes
völlig eigenständiges großes Projekt war und deshalb für mich immer
einen besonderen Stellenwert einnahm. Leider fanden die Romane jedoch
recht wenig Beachtung. Da die Anzahl deutscher Phantastik- Titel bei
den großen Publikumsverlagen ziemlich begrenzt ist, hatte ich auf ein
breiteres Echo gehofft. Abgesehen von einem Verriss in FLASH gab es
fast nur positive Besprechungen aber insgesamt ziemlich wenige. Genau
wie von der Kritik wurden die Romane auch von den Lesern kaum zur
Kenntnis genommen, sodass die Verkaufszahlen unter den Erwartungen
lagen. Allerdings gibt es bis heute einen recht gleichmäßig
andauernden Verkauf, und wenn dieser noch eine Weile anhält, könnten
die Bände doch noch in die Gewinnzone geraten. Neue Arcana- Romane
sind jedoch erst einmal nicht zu erwarten, weshalb ich dankbar die
Gelegenheit ergriffen habe, Aylons Abenteuer in der angesprochenen
Anthologie wenigstens in einer Kurzgeschichte fortzusetzen.
CK: Vielen
Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden hast. Wir wünschen Dir
für Deine Zukunft alles Gute! |